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   Feuer im Hebräerbrief

Die warnenden Passagen im Hebräerbrief sind notorisch schwierig auszulegen. Viele haben Schwierigkeiten, zu akzeptieren, dass die Warnungen an Gläubige geschrieben wurden, und zwar wegen der schweren Urteile, die angedroht werden, besonders die Erwähnung von Feuer, was für viele die Hölle symbolisiert. DIe Belege dafür, dass der Autor des Hebräerbriefs an Menschen schrieb, die an Christus glaubten, sind überwältigend (Siehe GraceNotes no. 15, "Die Auslegung des Hebräerbriefs"). Da die Warnungen an Gläubige gerichtet sind, konnten diese nicht mit der Hölle bedroht werden, da Gläubige ihre Errettung nicht verlieren können (Siehe GraceNotes no. 24, "Ewig Sicher"). Was bedeuten also die drei Verweise auf Feuer in den warnenden Urteilssprüchen (6:8; 10:27; 12:31) für Gläubige?

Die Verwendung von Feuer beim Richten von Gottes Volk

Feuer bedeutet vieles in der Bibel, einschließlich Hölle, aber auf keinen Fall sollte Feuer automatisch als ewiges Höllenfeuer interpretiert werden. Feuer wird öfter in Bezug auf Gottes Volk verwendet. Manchmal ist es das Feuer von Gottes Zorn, das Sein Volk maßregelt (4. Mose 11:1-3; Jes. 9:19; 10:17; 29:6; 42:25; Jer. 11:16; 15:14; 17:4; Klagelieder 2:3-4; 4:11; Hes. 22:20-22; Amos 2:5; Obad. 18; Ps. 78:21; 80:16). Manchmal bezieht es sich auf eine läuternde oder reinigende Prüfung oder ein Gericht (Ps. 66:12; Sacharja 13:9; Maleachi 3:2; Johannes 15:6; 1 Kor. 3:13-15; 1 Petrus 1:7). Es wurde verwendet, um Gottes Eifer für die Hingabe Seines Volkes zu beschreiben (5. Mose 4:24; Ps. 79:5; Zephanja 1:18; 3:8). Feuer wird auch mit dem Werk des heiligen Geistes assoziiert (Matt. 3:11/Lukas 3:16; Apg. 2:3).

Die Verwendung von Feuer in den Warnungen des Hebräerbriefs

Wir werden diese Studie auf die Dinge beschränken, die in den Warnungen des Hebräerbriefes Feuer betreffen, obwohl viele weitere Auslegungsdetails den Fakt unterstreichen würden, dass das erwähnte Feuer nicht das ewige Höllenfeuer ist. Es ist bemerkenswert, dass ewiges Feuer, ewige Qualen, Hölle und Gehenna in den Warnungen niemals erwähnt werden.

Hebräer 6:8

Unter Verwendung einer Analogie vergleicht diese Warnung jemanden, der vom christlichen Glauben abfällt, mit Erde, die Regen empfängt und Dornen und Disteln anstatt von Früchten hervorbringt. Solche Erde ist "untauglich und dem Fluch nahe; es wird am Ende verbrannt." Das Wort "untauglich" (adokimos) bedeutet, disqualifiziert zu sein und wird für Gläubige im Neuen Testament bezüglich des Verlustes zukünftiger Belohnungen (vergl. 1 Kor. 9:27) verwendet, wird aber niemals für die Hölle verwendet. Diese Erde (unfruchtbare Gläubige) ist bezüglich ihrer Nützlichkeit und der damit einhergehenden Vorteile disqualifiziert. Es muss auch bemerkt werden, dass die Erde dem Fluch nahe ist, nicht tatsächlich verflucht. Dies bezeichnet den Ernst des Abfalls (6:6), geht aber nicht bis zu einer totalen Verwerfung. Wenn diese Warnung sagt, dass die Erde verbrannt wird, stellt man sich richtigerweise die Dornen und Disteln vor, die von der Erde herunter gebrannt werden, da die Erde selbst nicht brennen kann. Diese Warnung stellt daher ein Feuer des Gerichts und/oder eine Reinigung dar, die das Nutzlose verbrennt (vergl. Johannes 15:6; 1 Kor. 3:13-15). Diese Gläubigen standen in der Gefahr, "träge" (6:12) zu werden, und eine solche geistliche Lethargie wäre für Gott und andere nutzlos. Gottes züchtigendes Gericht hat den Zweck, Gläubige heilig und fruchtbringend zu machen (12:10-11). Es scheint einen beabsichtigten Zusammenhang dieser Warnung mit Jesaja 5:1-7 zu geben, wo Israel gewarnt wird, dass Gott sie verbrennen würde, weil sie ein unfruchtbarer Weinberg sind. Die Warnung in Hebräer 6 zeigt, dass Gläubige, die in ihrem Glauben nicht vorankommen, Gottes Segen vergeuden, so dass das Hervorgebrachte nicht nützlich sondern unnütz und nur dazu geeignet ist, weggeworfen oder verbrannt zu werden.

Hebräer 10:27

Der Gläubige, der willentlich sündigt (man bemerke, dass der Autor sich durch Verwendung von "wir" selbst möglicherweise mit einbezieht), hat "nur ein schreckliches Erwarten des Gerichts und ein Zorneseifer des Feuers, der die Widerspenstigen verzehren wird." Die willentliche Sünde im Hebräerbrief ist, zum sündhaften Judaismus zurückzukehren, was damit gleichbedeutend wäre, sein Einverständnis zur Kreuzigung Jesu Christi zu geben.

Wir stellen zuerst fest, dass Gottes Züchtigung der Gläubigen furchtbar sein kann. In Apg. 5 "kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten" (5:11), als Ananias und Saphira von Gott für ihre Lüge erschlagen wurden. Ein Gericht, das auf Christen zukommt, ist der Richterstuhl Christi (Röm. 14:10-12; 1 Kor. 3:11-15; 2 Kor. 5;10), was eine furchtbare Aussicht für diejenigen sein kann, die nichts Gutes im Leben getan haben (2 Kor. 5:11). Der "Zorneseifer" ist das, was "die Widerspenstigen verzehren wird". Das könnte entweder bedeuten, dass das Gericht, das sündige Gläubige erwartet, von der Art des eifernden Gerichtes Gottes ist, die für Seine Widersacher gedacht ist, oder es könnte bedeuten, dass das eifernde Gericht, das Gott gegen seine Widersacher verwendet, gegen Gläubige verwendet wird. Wir haben gesehen, wie Feuer im Alten Testament gegen Gottes Volk benutzt wurde, das heißt beide Interpretationen sind möglich. Die "schlimmere Strafe" von Vers 29 wird mit denen verglichen, die hingerichtet wurden, weil sie das Gesetz Moses gebrochen hatten. Gibt es eine Strafe, die schlimmer als der Tod ist? Auf jeden Fall (vergl. Klagelieder 4:6, 9). Das Leiden in diesem Leben kann so schrecklich sein, dass manche Leute sich selbst töten, um sich davon zu befreien.

Dass dies ein Gericht über Gottes Volk ist, wird in Vers 30 durch das Zitat aus 5. Mose 32:35-36 deutlich: "der HERR wird sein Volk richten". Außerdem sagt Vers 31 "Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!", aber zumindest werden sie in seiner Hand sein. Schließlich könnte der Kontrast zwischen "Verderben" (apoleian) und "Errettung der Seele" (wörtlich: "Gewinnung des Lebens") in Vers 39 von physischem Leben und Tod handeln oder ein verdorbenes Leben einem Leben gegenüberstellen, das von den Konsequenzen eines negativen Urteils befreit ist.

Diese Warnung, die Feuer erwähnt, soll die schrecklichen Konsequenzen beschreiben, die Gläubigen bevorstehen, falls sie sich willentlich von Jesus Christus abwenden sollten. Die Konsequenzen sind geistlich verheerend, schmerzhafter als der Tod, aber die ewige Hölle wird nicht erwähnt. Die Leser, hebräische Christen, die versucht waren, sich wieder mit dem sündhaften Israel zu identifizieren, könnten dies auch als eine Warnung vor dem drohenden nationalen Gericht einer Zerstörung Jerusalems mit Feuer verstehen, welche nur eine kurze Zeit danach (A.D. 70) stattfand, wovon sie aus Jesu Warnungen gewusst hätten (Matt. 23:27 - 24:2; Markus 13:1-2; Lukas 21:5-6; cf. Apg. 2:40).

Hebräer 12:29

Dass unser Gott "ein verzehrendes Feuer" ist, ist eine Motivation, eine dankbare, fromme Ehrfurcht im Dienste Gottes zu praktizieren, die im vorhergehenden Vers 28 erwähnt wird. Es soll keine Drohung mit der Hölle sein, da Vers 28 zuversichtlich davon spricht, dass der Leser in der Zukunft "ein Reich empfangen" wird. Diese Metapher Gottes als verzehrendes Feuer kommt aus 5. Mose 4:24, wo von Gottes Eifersucht gesprochen wird.

Schlussfolgerung

Das Gericht des Feuers bezieht sich auf Gottes Züchtigung, die sehr schwerwiegend kann. Solche Züchtigung wird in diesem Leben in Form schmerhafter Erfahrungen ausgeteilt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Feuer hier von den hebräischen christlichen Lesern als die Zerstörung Jerusalems durch Feuer verstanden worden ist, die kurze Zeit, nachdem dieses Buch geschrieben worden war, als Gericht über Israel für die Zurückweisung und Kreuzigung Jesu Christi stattfand. Auf jeden Fall müssen Gläubige nicht fürchten, in der Hölle zu brennen, aber sie werden Gottes brennenden Zorn erfahren, wenn sie sich willentlich von den Vorteilen der ewigen Errettung abwenden, die Jesus Christus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung bereitet hat.


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