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   Müssen Gläubige für die Vergebung ihre Sünden bekennen?

Der Bibel zufolge sind, wenn jemand an Jesus Christus als Retter glaubt, die Sünden dieser Person vergeben. Wenn das so ist, sollten Christen dann weiterhin ihre nach der Errettung begangenen Sünden bekennen, nachdem sie an Christus glauben? Manche sagen, dass Bekennen unnötig ist, weil alle Sünden des Gläubigen bereits vergeben sind. Was ist die Perspektive der Schrift dazu?

Die Stellung des Gläubigen durch die Vergebung

Für den Christen bedeutet Vergebung, losgelassen oder befreit zu sein von der Schuld der Sünde als persönliches Vergehen in einer Beziehung. Eines der Ergebnisse des Glaubens an Jesus Christus als Retter ist, dass Gott die Sünden des Gläubigen vergibt, die ein Vergehen gegen Ihn waren. In diesem Sinne wird Vergebung einmal für alle Ewigkeit gewährt. Es ist eine die Stellung betreffende Wahrheit so wie die Rechtfertigung und Erlösung, weshalb die Vergebung in der Schrift manchmal mit der ewigen Errettung verbunden wird.

In den Evangelien zeigt sich der die Stellung betreffende Aspekt der Vergebung durch seinen Kontrast zur ewigen Verdammnis (Markus 3:28-29). Jesus und sein Tod (Blut) stellt diesen Erlass (Freilassen von) der Sünde sicher (Matt. 26:28). Auf diese Weise ist Er das "das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt" (Johannes 1:29). Er bezahlte das Lösegeld für alle Menschen (Matt. 20:28). Lösegeld impliziert Lösung oder Freilassung von der Schuld der Sünde für alle, die sie empfangen. Vergebung wird in anderen Errettungskontexten in der Apostelgeschichte verwendet (Apg. 5:31; 13:38-39; 26:17-18).

Der Apostel Paulus macht ein paar entschiedene Aussagen über die die Stellung betreffende Vergebung, die zum Zeitpunkt der Rechtfertigung geschieht. In Römer 4:5-7 verknüpft er die Vergebung mit der Rechtfertigung durch Glauben. Außerdem beschreibt Paulus in Epheser 1:7 einen der Vorteile, in Christus zu sein: "In ihm [Christus] haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen". Ähnlich sagt er in Kolosser 2:13, "Er hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und dem unbeschnittenen Zustand eures Fleisches, mit ihm lebendig gemacht, indem er euch alle Übertretungen vergab". Im umgebenden Kontext wird klar, dass Paulus von einem Vorteil der neuen Stellung und Identität des Gläubigen bei Christus spricht (Kol. 2:11-12, 14). "Übertretungen" ist nahezu synonym mit Sünden. Das Verb "vergab" steht im Griechischen im Aorist, was eine vollendete Handlung anzeigt. Die vollendete Handlung ist die Vergebung "aller" Sünden, was sogar zukünftige Sünden umfasst, da alle Sünden der Gläubigen zukünftig waren als Jesus am Kreuz starb. In zwei ähnlich formulierten Passagen argumentiert Paulus, dass Christen anderen vergeben sollten, weil Christus ihnen vergeben hat (Eph. 4:32; Kol. 3:13). Der Autor des Hebräerbriefes erklärt ebenfalls die die Stellung betreffende Vergebung in Hebräer 10:17-18, indem er das Ergebnis des Neuen Bundes aus Jeremia 31:34 zitiert: "denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken."

Ganz klar zeigen alle diese Passagen, dass diejenigen, die an Jesus Christus als Retter geglaubt haben, alle ihre Sünden auf Grund Jesu vollständiger und endgültiger Bezahlung am Kreuz vergeben bekommen haben. Warum müssen Christen also ihre Sünden bekennen?

Die Vergebung des Gläubigen bezüglich der Gemeinschaft

Christen müssen ihre Sünden bekennen, damit sie die Vergebung erfahren können, die ihnen hinsichtlich der Stellung gehört. Mit anderen Worten: Wegen Jesu Tod am Kreuz und dem eigenen Glauben an Ihn ist die Macht der Sünde zur Verdammnis für immer zunichte gemacht, aber sie hat noch Macht, die Erfahrung der Gemeinschaft eines Gläubigen mit dem Himmlischen Vater zu beeinträchtigen. Die erstere ist eine rechtliche Vergebung, die letztere eine Familien-Vergebung. Wegen der rechtlichen Vergebung hat der Gläubige das Privileg, sich der Gemeinschaft mit Gott auf dem christlichen Weg zu erfreuen, aber dieses Privileg kann durch Sünde beeinträchtigt oder unterbrochen werden.

Die Gemeinschaft der Gläubigen mit Gott ist das Thema des ersten Johannesbriefs (1 Johannes 1:3-4; Siehe GraceNotes no. 37, "Die Auslegung des 1. Briefs des Johannes"). Diese Gemeinschaft hängt von einem wahrhaftigen Wandeln im Lichte von Gottes Wort und Gottes Willen ab (1 Johannes 1:5-8). Wenn ein Gläubiger im Lichte wandelt wird Sünde sichtbar oder offenbar. Wenn Gott diese Sünden ins Bewusstsein bringt und das Gewissen überführt, kann der Gläubige die Wahrheit über seine Sünden abstreiten oder sie Gott bekennen. 1 Johannes 1:9 sagt: "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit." Zu bekennen bedeutet wörtlich "das Gleiche sagen", also "anerkennen, zustimmen". Auf dieses ehrliche Bekenntnis hin vergibt Gott, weil er Seinem eigenen Charakter und Seiner Zusage an Seine Kinder "treu" ist. Er ist außerdem "gerecht", weil Er die Bezahlung Seines Sohnes für diese Sünde akzeptiert hat. Weil Gott treu und gerecht ist, stellt das Bekenntnis des Gläubigen die Gemeinschaft mit Gott wieder her. Wegen des Themas der Gemeinschaft ist 1 Johannes 1:9 offensichtlich für diejenigen gedacht, die errettet sind, nicht für Nicht-Errettete (man beachte, dass Johannes "wir" sagt!).

Johannes verstand dieses Prinzip gut. Sein Evangelium beinhaltet die Geschichte, wie Jesus die Füße der Jünger wäscht. In diesem Bericht sagt Jesus, als Petrus versucht, die Waschung abzulehnen "Wer gebadet ist, hat es nicht nötig, gewaschen zu werden, ausgenommen die Füße, sondern er ist ganz rein." (Johannes 13:10). Der Bezug auf Baden und ganz rein sein ist ein Bezug auf die Vergebung bezüglich der Stellung, aber das Waschen der Füße stellt die fortgesetzte Notwendigkeit der Vergebung und Reinigung von Sünden dar, die man als Christ begeht.

König David verstand ebenfalls das Prinzip, Sünde zu bekennen, um Gemeischaft wiederherzustellen. Nach seiner Sünde mit Bathseba und Uria bekennt er seine Sünde, um die Gemeinschaft mit Gott wieder herzustellen (Ps. 32:5). In ähnlicher Weise bekennt David in Psalm 51 seine Sünde, um Reinigung zu erfahren und die Freude an seiner Gemeinschaft mit Gott wiederherzustellen. Das Problem war nicht Davids Errettung, sondern die Gemeinschaft.

Jesus lehrte das Prinzip des Bekennens, um die Gemeinschaft mit Gott und anderen wiederherzustellen, in dem bekannten Vaterunser (englisch: Lord's Prayer, besser wäre the Disciples' Prayer - das Gebet der Jünger). Er lehrte, dass Gläubige beten sollten "Und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der uns etwas schuldig ist" (Lukas 11:4). Er lehrte daher die Notwendigkeit der Vergebung, um die Beziehung des Gläubigen vertikal zu Gott und horizontal zu anderen Menschen wiederherzustellen. Es gibt viele andere Passagen, wo das Bekennen der Sünde die Basis für die Wiederherstellung der Gemeinschaft in göttlichen oder menschlichen Beziehungen ist (Matt. 6:14-15; 18:21, 35; Lukas 17:3-4; 2 Kor. 2:7, 10; Eph. 4:32; Kol. 3:13). Einfach gesagt stellt das Bekennen die Gemeinschaft in einer Beziehung, ob göttlich oder menschlich, wieder her.

Schlussfolgerung

Fraglos haben Gläubige die sichere Stellung, all ihre Sünden auf der Basis von Jesu Christi vollständiger Bezahlung am Kreuz vergeben bekommen zu haben. Allerdings widerspricht die Erfahrung eines Gläubigen häufig seiner Stellung. Sünden, die nach der Rechtfertigung begangen werden, setzen nicht die Vergebung des Gläubigen hinsichtlich seiner Stellung aufs Spiel, aber beeinträchtigen die Freude des Gläubigen an dieser Stellung und seine Gemeischaft mit Gott. Um die Freude an der Gemeinschaft wiederherzustellen, wird dem Gläubigen gelehrt, Gott Sünden zu bekennen, der sie vergeben und von der Schuld dieser Sünden reinigen wird. Vielleicht ist eine Veranschaulichung hilfreich. Wenn ein Sohn seinen Vater kränkt, kann der Vater sich bereiterklären, den Schmerz der Kränkung zu tragen und dem Sohn zu vergeben. In den Augen des Vaters ist dem Sohn vergeben. Allerdings muss der Sohn, um die Vergebung des Vaters vollkommen zu erfahren, und sich der Gemeinschaft in der Beziehung zu erfreuen, seine Kränkung gegenüber dem Vater zugeben (bekennen). Gott ist ein himmlischer Vater, ein Gott der Liebe und Gnade, der immer die Gemeinschaft mit denen wiederherstellen wird, die nach Vergebung für ihre Sünden streben.


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