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   Das Schicksal fruchtloser Anhänger in Johannes 15:6

Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; und solche sammelt man und wirft sie ins Feuer, und sie brennen. - Johannes 15:6

Was stellen die Zweige in Johannes 15:6 dar und was ist ihr Schicksal? Eine populäre Interpretation besagt, dass die Zweige oberflächliche Anhänger Jesu Christi sind, die niemals vorankommen, um gute Werke zu tun. Diese nichterretteten Individuen werden in der Hölle verbrannt. Diese Interpretation macht die Früchte zu einem Test des wahren Glaubens und zu einem Indikator dafür, wer wahrhaftig ein Christ ist. Eine andere Interpretation betrachtet diese Passage als auf wahre Gläubige bezogen und hat die Hölle nicht im Blick.

Das Argument für die oberflächlichen Anhänger

Diejenigen, die sagen, dass diese Passage sich auf Ungläubige und ihr Schicksal bezieht, interpretieren das Wort "bleibt" als Synonym für "glaubt". Sie interpretieren den Begriff "nimmt weg" (airo) in Vers 2 als ein Wegnehmen zum Gericht ins Feuer der Hölle, das in Vers 6 beschrieben ist. Bei dieser Interpretation wird vorausgesetzt, dass "Frucht" sich auf sichtbare und messbare Werke bezieht. Zusammenfassend besagt diese Ansicht, dass diejenigen, die nur eine oberflächliche Beziehung zu Jesus Christus haben und keine Frucht zeigen, beweisen, dass sie keine Christen sind und in der Hölle sterben.

Früchte (nach ihrem Verständnis Werke) zu einem Test des wahren Glaubens zu machen, ist problematisch, weil Glaube einfach das Vertrauen oder die Überzeugung ist, dass etwas wahr ist. Gemäß der Bibel kann es keinerlei Übergriffe von Werken auf den Glauben selbst geben (Röm. 4:4-5; Eph. 2:8-9), obwohl Glaube gute Werke hervorbringen sollte (Eph. 2:10). Das unterscheidet sich aber davon, zu sagen, dass Glaube gute Werke hervorbringen muss, und dass diese Werke sichtbar und messbar sein werden. Eine Überprüfung der Passage und des Kontexts liefert eine bessere Interpretation.

Kontextuale Betrachtungen

Es ist leicht zu erkennen, dass die Kapitel 13-17 eine separate Einheit im Johannesevangelium bilden. Nachdem Jesus in den Kapiteln 1-12 der Welt evangelistisch präsentiert wurde, hat Jesus eine vertrauliche Unterhaltung mit Seinen erretteten Jüngern (Der nicht errettete Judas war hinausgegangen; 13:30). Das Gebot, einander zu lieben, umrahmt den Diskurs in 13:31-15:17. Fruchtbarkeit scheint sich in dem Kontext auf das Gebot zu lieben zu beziehen. Offensichtlich ist das Thema von 15:1-10 Fruchtbarkeit, nicht Errettung oder ewige Verdammnis. Im Lichte Seiner bevorstehenden Abwesenheit ist es Jesu Absicht, die Jünger aufzufordern, sein Gebot zu lieben zu halten und so die Frucht zu tragen, die Liebe erzeugt.

Jesus wollte seinen Jüngern nicht sagen, dass sie in Gefahr waren, ihre Errettung zu verlieren oder dass sie niemals wirklich errettet waren. Im Gegenteil impliziert Er, dass sie in Ihm wie Zweige des wahren Weins sind (Vers 2). Das bezieht sich auf ihre Verbindung und enge Beziehung zu Ihm. Sie sind auch "schon rein", was sich entweder auf ihre Rechtfertigung (vergl. Petrus in 13:8-11) oder möglicherweise auf ihre Heiligungserfahrung bezieht (zurückschneiden, Vers 2 NeÜ), während sie weiter unter Jesu Wort stehen (vergl. 17:17). Auf die eine oder die andere Weise bestätigt das, dass sie errettet sind.

Lexikalische Betrachtungen

In Ihm bleiben führt zum Früchte-Tragen (15:4-5). Manche betrachten in Ihm bleiben als Synonym für glauben. Aber warum sollte Jesus seinen erretteten Jüngern sagen, dass sie an Ihn glauben müssen? Und wenn Jesus glauben meint, warum benutzt Er nicht das Wort glauben, wie Er es im Evangelium so oft mit Bezug zur Errettung tut? Dass in Ihm bleiben nicht glauben bedeuten kann, ist aus den Aussagen deutlich, dass Jesus in den Jüngern bleibt (Verse 4, 5) und dass Seine Worte in ihnen bleiben können (Vers 7). Dass es um eine tiefere Beziehung für die bereits Erretteten geht, wird durch die Tatsache gezeigt, dass es eine Bedingung für beantwortete Gebete im Vers 7 ist und dass es ein Resultat des Gehorsams gegenüber Christi Geboten im Vers 10 ist.

In Ihm bleiben bedeutet, weiterzumachen oder zu verbleiben und bezieht sich auf eine enge Beziehung mit Jesus Christus. Es ist ein Begriff der engen Gemeinschaft und eine Bedingung für die Jüngerschaft, nicht für die Errettung. In Johannes 8:31 sagt Jesus Gläubigen, dass sie in Seinem Wort bleiben müssen, um wahre Jünger zu werden. In Ihm zu bleiben ist eine christliche Pflicht. Die Tatsache, dass das geboten wird, räumt die Möglichkeit ein, dass ein Gläubiger nicht gehorchen könnte (Verse 4, 5, 6).

Diejenigen, die sagen, dass Vers 6 vom Gerichtsfeuer der Hölle spricht, interpretieren "nimmt weg" (vom griechischen Verb airo) in Vers 2 als zum Gericht wegnehmen. Aber airo wird besser als "anheben" übersetzt (ähnlich verwendet in Johannes 5:8-12; 8:59; 10:18; 11:41), um die sorgsame Pflege des Weingärtners zu beschreiben, der die fruchtlosen Zweige vom Boden anhebt, so dass sie mehr Sonne erhalten können, weniger anfällig für Beschädigungen sind und daher fruchtbarer werden. Dies ist konsistenter mit der Praxis des Weinbaus, der sorgenden Verantwortung des Weingärtners, die in den Versen 1-3 erwähnt wird und dem Wunsch nach Fruchtbarkeit in den Versen 2 und 6. Vers 2 fährt damit fort, zu sagen, dass, sobald sich Frucht zeigt, die Rebe gereinigt wird, damit sie mehr Frucht bringt. Gottes Verantwortung ist es, für Sein Volk in einer Weise zu sorgen, die Fruchtbarkeit bestärkt (Verse 1-3), aber die Verantwortlichkeit des Christen ist es, zu kooperieren, indem er in Ihm bleibt (Verse 4-8).

Annahmen für die Interpretation

Allzuoft, wenn in der Bibel Feuer erwähnt wird, geht der Leser davon aus, dass vom Höllenfeuer die Rede ist. Aber Feuer wird häufiger wörtlich für zeitliches Gericht oder symbolisch für Gottes Strafe, Zorn, Eifer oder Eifersucht verwendet (siehe GraceNotes no. 34, "Feuer im Hebräerbrief"). Feuer wird auch für Gottes zukünftiges enthüllendes Urteil über das Leben eines Christen vor dem Richterstuhl Christi verwendet, wo gute Werke belohnt und unwürdige Werke verbrannt werden (1 Kor. 3:12-15; 2 Kor. 5:10).

Das Feuer, das die nicht-bleibenden Reben in Vers 6 verbrennt, ist Teil einer allegorischen oder bildlichen Geschichte, die ein Argument illustriert. Jesus vergleicht einige Reben eines Weinstocks, die nicht bleibend sind (was impliziert, dass sie nicht fruchtbar sind) mit dem möglichen Schicksal von Gläubigen, die nicht bleiben. Jesus sagt nicht, dass alle unfruchtbaren Reben verbrannt werden, weil alle Reben (Christen) zu mancher Zeit unfruchtbar sind (weil einige "angehoben" werden müssen, um fruchtbar zu werden; Vers 2). Weinreben, die weiterhin unfruchtbar sind, haben keinen praktischen Nutzen und werden daher eingesammelt und verbrannt. Wir müssen kein Bezugswort dafür finden, wer "sie" sind. Das hieße zu versuchen, auf Kosten des Hauptarguments zu viel aus den Details der Allegorie zu machen. Das Hauptargument ist, dass nicht-bleibende fruchtlose Reben nutzlos sind. In Vers 6 werden nicht Menschen sondern Reben verbrannt (gekennzeichnet durch das sächliche Pronom auta). Ebensowenig ist es erforderlich, dass Feuer als real zu interpretieren, da der Weinstock, die Reben und Früchte alle symbolisch sind. Jesu Argument ist, dass Christen, die nicht in Ihm bleiben und Frucht bringen, nutzlos sind. Dies ist ähnlich zu der Veranschaulichung in Hesekiel 15:1-8 über Israel als ein nutzloser Weinstock, der verbrannt wird. Wenn dem Feuer in Vers 6 eine Bedeutung zugeordnet wird, dann kann es mit der Verbrennung nutzloser Werke vor dem Richterstuhl Christi verglichen werden (1 Kor. 3:15).

Praktische Folgen

Wenn jemand argumentiert, dass ein Christ Frucht tragen muss, um seine Errettung zu beweisen, dann muss es einen Weg geben, diese Frucht zu ermessen. Das ist aber angesichts unserer menschlichen Unfähigkeit, sicher zu wissen, was echte Frucht ausmacht, natürlich unmöglich (Siehe GraceNotes no. 28, "Können gute Werke die Errettung beweisen?"). Es setzt auch voraus, dass jede Frucht sichtbar ist, obwohl dies nicht immer so ist.

Im Kontext scheint Frucht sich auf das einander lieben zu beziehen. Das Gebot, zu lieben, bildet die die Bücherstützen für diesen Abschnitt, und 1 Johannes 3:24 setzt auch lieben mit in Ihm bleiben ins Verhältnis. Trotzdem ist Liebe kein Beweis der Errettung sondern eine Hinweis auf eine enge Gemeinschaft mit Jesus Christus und auf Jüngerschaft. (13:35).

Schlussfolgerung

In Johannes 15:6 lehrt Jesus nicht, dass fruchtlose, oberflächliche Anhänger in die Hölle geworfen werden. Die Interpretation, die Fruchttragen in Johannes 15:1-8 zu einem Test der Errettung macht, ignoriert die größeren und unmittelbaren Kontexte genauso wie die Art und Weise, wie Worte in dem Kontext benutzt werden. Das Ergebnis ist eine vage Interpretation, die nicht wirklich angewandt werden kann, ohne objektiv zu definieren, was Frucht ist und wieviel Frucht erforderlich ist, um den Test zu bestehen. Eine bessere Interpretation liefert eine Passage, die Christen nachdrücklich auffordert, als eine Bedingung, um zu Jesu Ehre viel Frucht zu tragen, mit dem Herrn Jesus Christus besser vertraut zu werden.


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