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   Kann die willentliche Sünde aus Hebräer 10:26 vergeben werden?

Hebräer 10:26-27 sagt: "Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt für die Sünden kein Opfer mehr übrig, sondern nur ein schreckliches Erwarten des Gerichts und ein Zorneseifer des Feuers, der die Widerspenstigen verzehren wird". Manche argumentieren daher, dass willentliche oder fortwährende Sünde nicht vergeben werden kann und dass die Errettung verloren gehen kann oder dass diejenigen, auf die das Gericht sich bezieht, von Anfang an niemals errettet waren. Sie interpretieren das Gericht als Hölle.

Wer wird hier gewarnt?

Dass diejenigen, die gewarnt werden, wirklich errettet sind, ist ganz klar. Die Verwendung von "wir" durch den Autor ist mehr als rhetorisch. Er warnt Leser, die Christen wie er selbst sind (siehe "Die Auslegung des Hebräerbriefs: beginnend mit den Lesern" GraceNotes no. 15), vor etwas, das für Christen zu tun möglich ist. Der unmittelbare Kontext zeigt, dass diese Warnung für diejenigen ist, die "die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben" (Vers 26), geheiligt sind (Vers 29), Gott kennen und "sein Volk" sind (Vers 30), "erleuchtet" wurden und für ihren Glauben gelitten hatten (Vers 32), und "bleibendes Gut" im Himmel haben (Vers 34).

Was ist die willentliche Sünde?

Da die Bibel durchgehend lehrt, dass eine einmal errettete Person ihre Errettung nicht verlieren kann (siehe "Ewig sicher" GraceNotes no. 24), kann der Verlust der Errettung hier nicht gemeint sein. Außerdem sind die meisten Sünden in einem bestimmten Grad absichtlich oder willentlich. Allerdings erkennt die Bibel manche Sünden als unbeabsichtigt an (4. Mose 15:22-29). Vielleicht wäre für manchen ein Beispiel für eine unbeabsichtigte Sünde, zu vergessen, für jemanden zu beten. Aber in den meisten Fällen weiß der Täter, dass er eine Sünde begeht.

Manche interpretieren die willentliche Sünde als fortdauernde Sünde (NGÜ: "Wenn wir nämlich, nachdem Gott uns die Wahrheit hat erkennen lassen, vorsätzlich und fortgesetzt sündigen,"), aber dies interpretiert zuviel in den Partizip Präsenz hinein, der für "sündigen" verwendet wird. Der Autor des Hebräerbriefes hat offenbar eine bestimmte Sünde im Sinn, was offensichtlich wird, wenn wir uns den Kontext anschauen. Er hatte seine Leser vorher ermahnt, an ihrem Bekenntnis festzuhalten (3:6; 4:14) und hatte sie vor Gefahren gewarnt, wenn sie nicht weiter in ihrem Glauben vorandrängen würden (6:1-8; siehe "Wie erklären wir Hebräer 6:4-8?" GraceNotes no. 39). Er verstärkt diese Besorgnis in den Versen direkt vor dieser Warnung über die willentliche Sünde (10:23-25). Die Leser waren kurz davor, ihr Bekenntnis des Glaubens an Christus aufzugeben und zum mosaischen Gesetz und seinen Opfern zurückzukehren, weswegen er die Unzulänglichkeit der mosaischen Opfer vor allem beginnend ab Kapitel 8 diskutiert.

Die willentliche Sünde wäre ein absichtliches Aufgeben ihres Bekenntnisses der Zulänglichkeit des Opfers Christi zugunsten einer Rückkehr zu unzureichenden jüdischen Opfern. Der Autor hatte ihnen geschrieben, dass Christus "sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen" (9:28), und "mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden." (10:14), und wo die Sünden einmal vergeben sind, "da gibt es kein Opfer mehr für Sünde" (10:18). Das Gesetz bot ihnen nichts, da es das endgültige Opfer Jesu Christi erwartete (10:1-10). Auch wenn sie zum Gesetz zurückkehren würden, wäre Christi vollkommenes und ewiges Opfer hinreichend, sogar diese große und willentliche Sünde soteriologisch zuzudecken, aber auf sie würde trotzdem ein schwerwiegendes nicht-soteriologisches Gericht warten. Der Autor hatte gerade auf einen herannahenden "Tag" (Vers 25) Bezug genommen, womit er impliziert, dass es eine Rechenschaftslegung gibt, welche wir als den Richterstuhl Christi kennen, der an so vielen anderen Stellen des Neuen Testaments gelehrt wird (z.B. Röm. 14:10-12; 1 Kor. 3:11-15; 2 Kor. 5:10).

Der Hintergrund für das Verständnis dieser Passage ist sehr wahrscheinlich 4. Mose 15:30-31. Dort sehen wir, dass für bestimmte schwere (oder vermessene) Sünden keine Opfer vorgesehen waren; daher wurden diejenigen, die diese Sünden begingen "ausgerottet" aus ihrem Volk (getötet). Der Autor sagt, wenn die Leser des Hebräerbriefes das einzige hinreichende Opfer für ihre Sünden aufgeben, dann werden sie auch streng gerichtet.

Was ist die Strafe für die willentliche Sünde?

Da der Autor schwerwiegende Ausdrücke benutzt ("schreckliches Erwarten des Gerichts und ein Zorneseifer des Feuers") und von einer Strafe spricht, die schlimmer als der Tod ist (Vers 29), schlussfolgern viele, dass er sie mit dem ewigen Höllenfeuer bedroht. Aber weil sie Christen sind, die ihre Errettung nicht verlieren können, und weil er den Richterstuhl Christi im Blick hat, kann dies nicht so sein. Die genaue Strafe wird nicht angegeben, nur ihre Schwere. Es ist schwer, sich eine Strafe vorzustellen, die schlimmer als der Tod ist, aber die menschliche Erfahrung bezeugt, dass es Momente gibt, in denen der Tod verlockender ist als schweres Leiden (Man frage nur Jona! Jona 4:3). Der Autor vergleicht diese Strafe mit der Todesstrafe für die vermessene Sünde in 4. Mose 15:30-31, welche die schwerste Strafe war, die zu dieser Zeit verhängt wurde. Aber im Lichte der Offenbarung des Neuen Testaments über den Richterstuhl Christi wissen wir, dass dort eine negative Beurteilung wegen der ewigen Folgen ein ernsteres Urteil wäre.

Die Möglichkeit eines negativen Urteils vor dem Richterstuhl Christi ist ein "schreckliches Erwarten des Gerichts" (vergl. 2 Kor. 5:9-11) für diejenigen, die nichts Gutes getan haben. Der "Zorneseifer des Feuers, der die Widerspenstigen verzehren wird" bezieht sich auf den Eifer des Gerichts Gottes hinsichtlich der Sünde. Gläubige können den selben Eifer des Gerichts hinsichtlich ihrer Sünde erwarten wie Gottes Feinde ihn hinsichtlich ihrer Sünde erfahren, allerdings sind die Resultate andere. Am Ende sind diese Leser, die beurteilt werden, immernoch "sein Volk" (Vers 30; ein Zitat aus 5. Mose 32:35-36). Sie werden nicht in die Hölle fallen, aber "in die Hände des lebendigen Gottes" (Vers 31). Obwohl Feuer auf den ersten Blick Gedanken an die Hölle ins Gedächtnis ruft, wurde Feuer tatsächlich häufig im Alten Testament verwendet, um Gottes eigenes Volk zu richten oder ihm das Gericht anzudrohen (siehe "Feuer im Hebräerbrief" GraceNotes no. 34).

Schlussfolgerung

Jesus Christus starb für alle Sünden, sogar willentliche Sünden, aber wenn die Leser des Hebräerbriefes sich zurück zu den mosaischen Opfern wenden, dann werden sie dort keine größere Vorsorge für die Vergebung vorfinden und sie werden von einem ernsthaften Gericht am Richterstuhl Christi erwartet. Es gibt keine andere Zuflucht vor der Strafe für die Sünde als das Opferblut Jesu Christi. Dies sollte eine Warnung auch für uns sein, damit wir für die Vergebung wegen Seines vollkommen wirksamen Todes und Seiner Auferstehung nur auf Jesus Christus schauen. "Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden." (10:14).


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