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   Zuversicht und Hoffnung in Kolosser 1:21

Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und festbleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt . . . - Kol. 1:21-23

Die falsche Anwendung dieser Passage hat allzuoft die Gewissheit des Gläubigen unterminiert. Falsche Interpretationen beginnen gewöhnlich damit, dass der Ausdruck "um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht" die Zutrittsvoraussetzung zum Himmel bedeutet. Die typische arminianische Interpretation sieht diese Darstellungs-Errettung als abhängig von der Treue des Gläubigen im Verhalten und zum Evangelium an. Mit anderen Worten: Die Errettung kann verloren gehen. Die reformierte Interpretation sieht diese Passage gewöhnlich durch die Brille der Beharrlichkeit. Sie betrachtet die Bedingung "wenn ihr festbleibt" als auf die Versöhnung im Vers 21 und/oder die Darstellung im Vers 22 bezogen, welche sie als die Zutrittsberechtigung zum Himmel erachtet. Wenn ein mutmaßlicher Christ nicht im treuen Verhalten und Glauben ans Evangelium beharrt (festbleibt), dann beweist das, dass diese Person von Anfang an niemals wirklich ein Christ (oder versöhnt) war.

Zwei Interpretationen vermeiden diese theologischen Fallgruben und machen vom Text und Kontext besser Gebrauch. Die erste Interpretation geht davon aus, dass "wenn" die Versöhnung und/oder die Darstellung im Blick hat, nimmt aber auch an, dass die Darstellung sich auf die entgültige Errettung bezieht. Diejenigen, die diese Ansicht vertreten, erklären, dass die Griechische Konstruktion des Konditionals "wenn" Zuversicht ausdrückt, nicht Ungewissheit. Mit anderen Worten, der Apostel sagt "Wenn... und ich bin sicher dass Ihr das tun werdet". Daher bedeutet der Konditional, der sich wie "Wenn" anhört, tatsächlich "weil". Allerdings kann eine derartige Gewissheit nicht immer für diese Form des Griechischen Konditionalsatzes vorausgesetzt werden.

Die bessere Interpretation betrachtet die Darstellung aus Vers 22 als das Subjekt von "wenn". Außerdem bezieht sich die Darstellung nicht auf die Errettung oder den Zutritt zum Himmel, sondern die Aussicht auf die eigene Beurteilung vor dem Richterstuhl Christi, dem Bema. Bei dieser Betrachtungsweise erklärt der Apostel, dass Treue im Verhalten und eine sichere Hoffnung auf das Versprechen des Evangeliums ein heiliges, tadelloses und unverklagbares Leben vor dem Richterstuhl zum Resultat haben wird. Diese Auffassung ist aus vielen Gründen empfehlenswert:

  1. Sie geht korrekterweise und konsistent davon aus, dass die Leser, die Kolosser, errettet sind. Paul schreibt nicht an Leute, die so tun als wären sie Christen, sondern an "an die heiligen und treuen Brüder in Christus" (1:2), die im Ruf der Treue und Liebe stehen (1:3), die von der Macht Satans weg zum Königreich Christi hin befreit worden sind (1:13), und die erlöst (1:14) und versöhnt (1:21) sind. Wie inkonsistent und verwirrend wäre es doch, wenn Paulus ihnen in Vers 21 sagen würde, dass sie mit Gott versöhnt sind um dies dann im Vers 23 ungewiss zu machen oder unter eine Bedingung zu stellen! Übrigens haben Ungläubige keinen Glauben, in welchem sie fortfahren können!
  2. Sie macht die Errettung nicht abhängig von der Leistung des Gläubigen sondern stimmt mit dem Evangelium der kostenlosen Gnade überein, das Paulus in 1:5-6 betont und an das er sie im Vers 23 erinnert.
  3. Sie verstärkt das bereits zum Ausdruck gebrachte Konzept aus 1:3-5, dass die Frucht der Hoffnung die Heiligung ist. Dort werden die Kolosser für ihren "Glauben an Christus Jesus" und ihre "Liebe zu allen Heiligen" gelobt. Dieser Glaube und diese Liebe sind "um der Hoffnung willen, die euch aufbewahrt ist im Himmel". Hoffnung (als Ausdruck des Verlangens und der Erwartung und in der Bedeutung sehr nahe am Glauben) regt zu einem Leben des Glaubens an Christus und der Liebe zu anderen an.
  4. Sie stimmt überein mit der nicht-absoluten Bedeutung geistlicher Reife, die in 1:28 als Ziel des Dienstes des Apostel benannt wird: "um jeden Menschen vollkommen in Christus Jesus darzustellen". Die Darstellung dient nicht dazu, jemanden als errettet bezeichnen zu können sondern um ihn als vollkommen oder gereift bezeichnen zu können.
  5. Das Konzept, dem Herrn akzeptabel dargestellt zu werden findet sich auch anderen Orts im Neuen Testament (2 Kor. 4:14; 11:2; Eph. 5:27; 1 Thes. 5:23; Judas 24). Römer 14:10 verwendet dasselbe Verb (paristhmi) um das Erscheinen des Gläubigen vor dem Herrn am Richterstuhl Christi zu bezeichnen.
  6. "Vor seinem Angesicht" erinnert an die Rechenschaftslegung des Gläubigen vor dem Herrn am Richterstuhl Christi, wo jeder Gläubige entsprechend seinen Taten bewertet und belohnt werden wird (Röm.14:10-12; 1 Kor. 3:13; 2 Kor. 5:10).
  7. Die qualitativen Begriffe "heilig, tadellos und unverklagbar" werden nicht absolut oder im forensischen Sinne benutzt, sondern um eine relative Heiligung zu bezeichnen, die das Ziel des Dienstes ist (1:28). Sie werden in derselben Weise benutzt wie die Begriffe für die Qualifikation unvollkommener Aufseher und Diakone (1 Tim. 3:1-10; Titus 1:5-9).
Das Erreichen dieses Ziels, "heilig, tadellos und unverklagbar ...vor Seinem Angesicht" dargestellt zu werden, hängt davon ab, dass sie nicht von ihrer Hoffnung ablassen, welche sie im Evangelium gehört haben und an welche sie geglaubt haben. Wir stellen fest, dass sie diese Hoffnung in der Tat im Evangelium gehört und akzeptiert hatten. Die Warnung ist daher, nicht von der Position des Vertrauens in ihre Zukunft, welches sie sich in der Gegenwart erfreuten, abzuweichen. Hoffnung war ihr Anker für Spiritualität. Die Passage erinnert an Hebräer 6:18-19, wo die Hoffnung "Anker der Seele" genannt wird, das was uns in die Gegenwart Gottes bringt, den sicherstmöglichen Ort. Die Kolosser werden ihr spirituelles Ziel nur erreichen, wenn sie fest verankert an Christus selbst in diesem sicheren Hafen bleiben.

Schlussfolgerung

Diese Passage spricht nicht von ewiger Errettung, die vom Beharren des Gläubigen im Glauben abhängt. Eine solche Interpretation macht die Zuversicht in die ewige Errettung unmöglich. Stattdessen drückt sie die Zuversicht des Gläubigen im Sinne einer sicheren Hoffnung aus, dass Gott Sein Versprechen im Evangelium halten wird. Die Hoffnung zu verlieren heißt die Zuversicht zu verlieren. Die Hoffnung und die Zuversicht zu verlieren heißt, den Anreiz für die zwei unabdingbaren Bedingungen für die Heiligung zu verlieren - einen lebendigen Glauben an Christus und Liebe zu anderen, womit man eine gute Darstellung vor dem Richterstuhl Christi erreicht. Die Botschaft dieser Passage ist klar: Bleibt fest gegründet in der Gnade und Hoffnung des Evangeliums.


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