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   Missverständnisse zu Apostelgeschichte 16:31

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Vor etwa 2000 Jahren antwortete der Apostel Paulus (mit seinem Mitarbeiter Silas) auf die Frage eines erschrockenen Kerkermeisters: "Ihr Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?" Er antwortete einfach: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet werden, du und dein Haus!" Seitdem hat diese einfache Antwort Debatten über ihre Bedeutung hervorgerufen. Hier sind einige verbreitete Missverständnisse über (Apostelgeschichte) Acts 16:31.

Missverständnis #1: Es übermittelt eine für jedermann passende Evangeliumsbotschaft. Sind die Worte des Paulus ausreichend, jedermann zu erretten? Ja, falls der Betreffende weiß, an wen er glaubt, was es bedeutet, zu glauben und wofür er an Ihn glaubt. Nein, falls der Betreffende unrichtige Informationen darüber hat, wer Jesus ist, eine falsche Ansicht darüber hat, was es bedeutet zu glauben, und eine falsche Ansicht über seine Bedürftigkeit nach ewiger Errettung hat. Was Lukas in der Apostelgeschichte für uns aufgezeichnet hat, ist eine zusammenfassende Beschreibung einer sicherlich längeren Geschichte. Die Worte des Paulus sind der Höhepunkt einer Nacht der Interaktion mit dem Kerkermeister. Andere Berichte in der Apostelgeschichte zeigen uns, was Paulus und die ersten Apostel typischerweise lehrten (z.B. (Apg) Acts 2:23-24, 36; 3:18-20; 4:2, 10; 5:29-31; 10:39-40; 13:29-30; 17:3; 26:22-23) und wir sehen weitere Beispiele in ihren Episteln (z.B. (Römer) Rom. 3-8, (1 Kor.) 1 Cor. 1:18-24; 2:1-2; 15:1-4; Gal. 3:1; Phil. 2:8-9; Kol. 2:12-14; 1 Pet. 1:3, 18-21; 3:18). Lukas berichtet, dass Paulus und Silas zumindest beteten und Loblieder sangen und die Gefangenen zuhörten (Vers 25). Die Sache ist die, dass der Kerkermeister höchstwahrscheinlich mehr als "Jesus rettet“ zu hören bekam. Aber weil der unmittelbare Kontext uns nicht alles mitteilt, was der Kerkermeister hörte, legt dies der breitere Kontext dessen nahe, wie Paulus das Evangelium predigte. Der Kerkermeister hatte wahrscheinlich davon gehört, wer Jesus ist, was Er gegen den Mangel an Rechtschaffenheit im Menschen getan hatte, dass Er wiederauferstand, und dass Er jedem der glaubt, ewiges Leben verheißt. Er hörte genug, um zu wissen, dass er ewige Errettung nötig hatte. Was der Kerkermeister offensichtlich nicht hörte oder verstand ist, was er tun musste. Schließlich ging es bei seiner Frage nicht um die Person oder das Werk Jesu Christi, sondern darum, was er jetzt tun musste, um Errettung zu erlangen.

Missverständnis #2: Es ist eine unzureichende Bedingung für die Errettung. Vers 31 betont, dass es eine einfache Bedingung für die Errettung gibt. Paulus beantwortet die einfache Frage "Was muss ich tun, dass ich gerettet werde?" mit einer einfachen Bedingung—glauben. Manche könnten sagen, dass Paulus durch den Kerkermeister entweder nicht vollständig gehört oder verstanden wurde oder dass er sogar unterlassen hätte, die richtige Art und Weise, wie man errettet wird, weiterzugeben. Manche würden sagen, dass Buße im Sinne von Reue und/oder Abkehr von Sünden erforderlich sei, dass Sünden bekannt und aufgegeben werden müssen. Lukas berichtet nicht, dass Paulus irgendetwas über Abkehr von Sünden sagt. Lukas berichte nur über Paulus Betonung auf der einfachen Bedingung zu glauben. Es ist möglich, dass Lukas nicht alles aufschrieb, was Paulus antwortete. Aber falls Paulus Buße (metanoia) im Verhältnis zur Errettung erwähnt haben sollte, so wissen wir, dass es nicht im Sinne von Abkehr von Sünden als Bedingung war. Paulus verstand (genau wie andere Autoren des Neuen Testaments) Buße (metanoia) als eine Änderung der Ansicht oder des Herzens, eine neue innere Ausrichtung, die deutlich getrennt vom resultierenden äußerlichen Verhalten ist (Siehe GraceNotes no. 22 über Buße). Der Kerkermeister hatte sicherlich eine Änderung der Ansicht und des Herzens über etwas. Andere mögen sagen, dass Paulus Verwendung von glauben tatsächlich bedeutet, sich zu unterwerfen, aber wie wir sehen werden, liegt dies an mangelhaftem Verständnis des Textes.

Missverständnis #3: Es ist eine Aufforderung, sich Jesus Christus als Meister des eigenen Lebens unterzuordnen. Diejenigen, die diesen Irrtum lehren, argumentieren, dass Paulus dem Kerkermeister sagt, er solle glauben (womit sie meinen, sich ihm zu unterwerfen) "an den Herrn Jesus Christus“ (womit sie meinen, Jesus als Herrn oder Meister des eigenen Lebens). Es gibt viele Probleme mit dieser Interpretation. Erstens, glauben (pisteuō) bedeutet nicht, sich zu unterwerfen. Es bedeutet, überzeugt zu sein, dass etwas wahr und vertrauenswürdig ist. Außerdem hat "glauben an“ (eis) dieselbe Wirksamkeit wie "glauben dass“ oder einfach dem Zeugnis Gottes über Jesus zu glauben (z.B. Jn. 5:24; 8:24; 11:42 mit 45; Jn. 14:11-12; 20:31; (Apg.) Acts 16:34; (Röm.) Rom. 4:3; Titus 3:8; 1 Jn. 5:1, 5). Zu glauben "an“ mag Betonung auf die Person Jesu Christi legen, es ist aber keine besondere Art und Weise, Unterwerfung unter Ihn auszudrücken. Dies führt zu einem weiteren Problem: die Annahme, dass die Verwendung von "Herr“ durch Paulus auch eine Forderung nach Unterwerfung ist. Paul benutzte den verbreiteten Titel "Herr“ (Kyrios), der häufig identifiziert, wer Jesus ist (obwohl er manchmal nicht verwendet wird: z.B. (Apg.) Acts 8:5, 35; 9:20; 13:38). Es ist sowohl eine höfliche Anrede als auch eine Bezugnahme auf Seine Göttlichkeit. Genau derselbe Begriff in Pluralform wird in Vers 30 verwendet, wo der Kerkermeister Paulus und Silas als "Herren“ (Plural kyrioi) anspricht. Wenn es für Jesus verwendet wird, bezeichnet Kyrios nicht nur Respekt sondern auch die Anerkennung Seiner Göttlichkeit (siehe Vers 34, “ dass er mit seinem ganzen Haus an Gott gläubig geworden war"). Es gibt viele Aspekte der Göttlichkeit neben Meister (z.B. König, Schöpfer, Beschützer, Versorger, Hohepriester), es ist daher willkürlich, darauf zu beharren, dass Paulus dem Kerkermeister gesagt hätte, er müsse sich Jesus Christus als Meister seines ganzen Lebens unterwerfen. Wenn wir verlangen, dass der Kerkermeister sich wegen des Titels Herr auf Jesus als Meister bezieht, dann sollten wir auch verlangen, dass er sich auf die anderen Begriffe Jesus und Christus bezieht. Da Jesus Sein menschlicher Name ist und Christus von Seiner Rolle als der Eine spricht, der von Gott erwählt ist, um die Errettung zu bringen, der jüdische Messias, dann sollten wir darauf bestehen, dass der Kerkermeister auch die Implikationen von Jesu Menschsein und die jüdische messianische Theologie versteht und sich dem unterwirft. Aber Paulus verlangt oder erwartet solche theologischen Feinheiten nicht von einem heidnischen, nichtjüdischen Soldaten. Paul verwendete "Herr“ respektvoll und objektiv für Jesu Stellung, nicht subjektiv als persönliche Forderung zur Unterwerfung. Beispielsweise könnte ein Amerikaner den Oberbefehlshaber der vereinigten Staaten als "den Präsidenten“ oder sogar "meinen Präsidenten“ bezeichnen, sich aber nicht irgendeinem oder jeglichem Aspekt seiner Autorität unterordnen. Die Unterwerfung des Kerkermeisters unter Jesus als seinen Meister sollte eine unmittelbare logische und/oder emotionale Antwort auf Gottes rettende Gnade sein, abhängig davon, was er über Jesu Gebote und Wünsche für sein Leben wusste. Die Frage, die wir stellen müssen, ist: Wie hätte ein heidnischer römischer Soldat wissen können, was die Unterwerfung unter Jesus als Meister seines ganzen Lebens mit sich bringt, und hätte er das alles innerhalb seiner einzigen Interaktion mit Paulus und Silas lernen können? Als Ungläubiger war er tot in Sünden, daher war seine Anfrage auf ewige Errettung gerichtet. In diesem Moment würden wir nicht von ihm erwarten, auf Gottes kostenloses Geschenk der Gnade mit der Unterordnung seines Lebens zu reagieren, da er diese Gnade noch nicht erfahren hatte, und Gnade kann ihrer ganzen Natur nach ohnehin nicht durch jemandes Unterordnung verdient werden.

Missverständnis #4: Es ist eine Verheißung, dass die ganze Familie eines Gläubigen auch errettet wird. In einer patriarchalen Familie des ersten Jahrhunderts beeinflussten der Respekt Männern und dem Haushaltsvorstand gegenüber jeden im Haus stark. Als Paulus daher zum Haushalt (normalerweise bestehend aus Familie und Dienerschaft) des Kerkermeisters predigt, glauben sie auch und werden getauft. Aber genau wie der Kerkermeister für sich selbst glauben musste, so musste es auch jedes Mitglied des Haushalts. Errettung hängt immer von der persönlichen Reaktion des Glaubens an Jesus als den eigenen Retter ab (Jn. 3:16; 5:24; 14:6; (Apg) Acts 4:12). Der Glaube einer Person ist nicht wirksam für irgendeine andere Person. Jesus lehrte sogar, dass Glauben an Ihn manchmal Familien entzweien wird (Matt. 10:34-36). Paulus sagt dem Kerkermeister, dass er errettet wird, wenn er glaubt, und die Leute seines Haushalts werden errettet, wenn sie ebenfalls glauben (Dies ist die gleiche Verheißung wie für den Haushalt des Kornelius in (Apg.) Acts 11:14). Deshalb predigt Paulus das Evangelium jedem im Haushalt (Vers 32). Der Kerkermeister unterzieht sich rasch der Taufe und freute sich, weil "er mit seinem ganzen Haus an Gott gläubig geworden war“ (Verse 33-34). Alle in seinem Haushalt glaubten ebenso an den Herrn Jesus Christus als Retter und wurden daher getauft.

Schlussfolgerung

Apostelgeschichte 16:31 ist eine einfache Aussage in einer unkomplizierten Geschichte der Errettung, die den Glauben als die einzige Bedingung für die Errettung betont, das einzige, was ein Mensch tun muss. Das Objekt des Glaubens ist der Herr Jesus Christus, der göttliche Retter, von Gott auserwählt, um das Werk für unsere Errettung durch Seinen Tod und Seine Auferstehung zu vollbringen. Es gibt keine Forderung, sich von Sünden abzukehren oder sich Jesus als Meister des eigenen Lebens unterzuordnen. Es ist klar, dass jeder, der errettet wurde, an diesen Jesus zur ewigen Errettung glauben musste. Wenn sie die Gnade Gottes erfahren haben, sollten diejenigen, die glauben, sich dann dem Willen Gottes für ihr Leben unterordnen.


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