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   Ist Buße im Johannesevangelium zu finden?

Manche, die sich schwer tun zu akzeptieren, dass ewige Errettung allein durch Glauben kommt, bestehen darauf, dass Buße (im Sinne von Abkehr von Sünden) auch erforderlich ist. Daher behaupten sie, dass Buße auch im Johannesevangelium steht, obwohl das Wort in der Verbform oder Nominalform (metaneo, metanoia) nicht vorkommt. Sie argumentieren, dass das Konzept der Buße in verschiedenen Passagen vorkommt, aber ihre Definition und ihre Anschauungen über Buße im Johannesevangelium werden nicht gestützt.

Die Bedeutung von Buße

Die Bedeutung von Buße ist bereits zuvor erklärt worden (GraceNotes no. 22, "Buße: Was steckt in einem Wort?"). Allgemein stimmen Linguisten überein, dass metanoia Änderung der Ansicht bedeutet. Ansicht (nous) bezieht sich manchmal auf die moralische Haltung sowohl als auf den Intellekt (Röm. 1:28; 7:23, 25; Eph. 4:17, 23; Kol. 2:18). Buße als eine innerliche Änderung der Ansicht oder des Herzens unterscheidet sich von einer äußerlichen Änderung des Verhaltens, obwohl das erwartet wird (Matt. 3:8/Lukas 3:8; Apg. 26:20). Außerdem ist Sünde nicht immer das Objekt der Buße (vergl. Apg. 17:30; 20:21; Heb. 6:1); das wird vom Kontext bestimmt. Ebenso wenig ist sie eine zweite Bedingung für die Errettung, die allein durch Glauben kommt. Da Glaube die Gewissheit ist, dass etwas wahr ist, wenn man von dieser Wahrheit überzeugt ist, gibt es eine Änderung des Herzens. Glaube kann diese Änderung zum Ausdruck bringen (Markus 1:15; Lukas 5:32; 24:47; Apg. 11:18; 17:30, 34; 2 Petrus 3:9).

Das Fehlen des Wortes

Befürworter der Buße bei Johannes weisen das Argument zurück, dass es nicht vorkommt weil das Wort nicht erscheint. Sie argumentieren, dass die Abwesenheit von Beweisen nicht der Beweis der Abwesenheit ist und geben als Beispiel das Buch Esther, das Gott nicht erwähnt. Aber Beweismittel sind das, was die Wahrheit einer Behauptung oder Vermutung bezeugt, wovon es keine über die Buße bei Johannes gibt. Sie ziehen Zirkelschlüsse, indem sie den Punkt, den sie zu beweisen suchen, als wahr annehmen. Ihr Argument wäre gültig, wenn Johannes zeigen würde, dass Buße im Sinne von Abkehr von Sünden eine notwendige Bedingung der Errettung ist. Man bedenke, dass Johannes, anders als die anderen Evangelisten, Buße nicht als Teil der Botschaft Johannes des Täufers erwähnt (1:24-27; 3:22-26), sondern sich auf sein Ziel fokussiert, Zeugnis auf Christus hin abzulegen, so dass alle durch ihn glauben können (1:6-8; 3:27-36).

Der Rückschluss auf die Buße

Manche argumentieren, dass, auch wenn die Worte Buße tun/Buße nicht vorkommen, das Konzept der Buße durch Rückschluss in bestimmten Passagen vorhanden ist. Hier sind die am häufigsten zitierten Passagen.

Johannes 3:14-15. Es wird behauptet, dass Jesus diesen Verweis auf 4. Mose 21:4-9 verwendet, weil die Israeliten, die in der Wüste sündigten, sich von ihren Sünden abkehren mussten, um geheilt zu werden. Aber es gibt keinen Hinweis, dass Abkehr von Sünde die Israeliten heilt. Ja, ihnen wird ihre Sünde bewusst (4. Mose 21:7), aber sie werden dadurch nicht geheilt. Für die Heilung müssen sie lediglich auf die Schlange am Pfahl schauen, so wie die Zielgruppe Jesu für die Errettung von ihrer Sünde nur auf Jesu Opfer am Kreuz schauen muss. Die Betonung liegt überhaupt nicht auf Abkehr von Sünden, sondern auf der Einfachheit und Verfügbarkeit des Glaubens an Christus als Retter. Die nachfolgenden Verse 16 und 18 besagen, dass Verdammung aus Unglauben an Christus folgt, nicht daraus, dass man sich nicht von Sünden abwendet.

Johannes 3:19-21. Jesus sagte, dass diejenigen, die Schlechtes tun, nicht zum Licht kommen. Im Lichte sowohl des vorherigen Kontexts als auch des konsistenten evangelistischen Gebrauchs der Redewendung "kommen zu" in den Evangelien, macht Jesus einfach die Beobachtung, dass diejenigen, die ihre Sünde bevorzugen, nicht an Ihn als Retter glauben. Sie müssten sicherlich ihre Ansicht über ihre Sünde und ihre Konsequenzen ändern, um zum Licht zu kommen, aber Abkehr von der Sünde wird nicht zu einer Bedingung der Errettung gemacht.

Johannes 3:36. Die Behauptung ist, dass apeitheo in diesem Vers als "gehorcht nicht" (Elberfelder, Luther 2017) übersetzt werden kann, daher wird jeder, der Jesu impliziertem Gebot, Buße zu tun, das ewige Leben nicht sehen. Aber dies setzt wieder dasselbe voraus, was es versucht zu beweisen; es gibt kein Gebot, Buße zu tun. Außerdem ist gehorchen im Kontext nicht definiert, insbesondere nicht als von Sünde abkehren. Schlachter 2000 übersetzt hier "nicht glaubt", was das ist, was der Kontext erfordert. Dies ist der Kontrapunkt zum ersten Teil des Verses, wo Glauben zu ewigem Leben führt (siehe auch 3:18, wo Unglaube zur Verurteilung führt).

Johannes 4:1-42. Weil Jesus das sündige Verhältnis der Frau zu einem Mann erwähnt, behaupten manche, dass Er verlangt, dass sie sich von dieser Sünde abkehrt, um ewiges Leben zu erhalten. Aber es gibt keine solche Forderung in der Geschichte. Jesus erwähnte ihre Sünde um sie davon zu überzeugen, wer Er war, der allwissende Messias. Überzeugt von Seiner Identität, glaubt sie (4:29, 40-42). Jesu einzige Bedingung für den Empfang des Geschenkes des ewigen Lebens ist "bitten" (Vers 10), was eine Analogie für glauben ist. Als Resultat des Zeugnisses der Frau kommen viele Samaritaner zum Glauben (Vers 39).

Johannes 5:1-15. Als Jesus den Lahmen heilt, spricht Er zu ihm "sündige hinfort nicht mehr, damit dir nicht etwas Schlimmeres widerfährt!" Manche sagen, dass dies eine Forderung an den Mann ist, sich von seinen Sünden abzukehren. Aber es gibt keinen Hinweis in der Geschichte, dass der Mann zu dieser Zeit errettet ist oder ihm überhaupt die Errettung angeboten wurde. Jesus impliziert, dass seine Sünden zu seiner Krankheit beitrugen und dass er daher aufhören sollte zu sündigen, um eine schwerere Krankheit zu vermeiden.

Johannes 8:1-11. Jesus vergibt einer Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, und sagt zu ihr "Geh hin und sündige nicht mehr!" Aber wie in der vorigen Geschichte gibt es keinen Hinweis, dass die Frau errettet wird oder ihr Errettung angeboten wird. Die Schlussfolgerung ist, dass sie, wenn sie aufhört zu sündigen, in Zukunft vermeiden wird, bei Unzucht ertappt zu werden.

Johannes 12:40. Jesus zitiert Jesaja 6:10, wo die Unempfänglichkeit Israels vorhergesagt wird, und wendet das auf Seine gegenwärtige Situation an. Er verwendet Jesajas Begriffe sehen, verstehen und bekehren, was sprachliche Bilder für glauben sind, wie die Verse 37-39 in der Gegenüberstellung mit Vers 42 zeigen, wo einige der Obersten glauben. Bekehren ist hier keine Abkehr von Sünde sondern eine Zuwendung zum Herrn, eine Art und Weise, diejenigen zu beschreiben, die zum Glauben an Christus kommen (vergl. Lukas 1:16; Apg. 9:53; 11:21; 2 Kor. 3:16).

Glauben ist hinreichend

In Johannes 20:30-31 erklärt Johannes, warum er bestimmte Zeichen, die Jesus tat, aufgezeichnet hat. Er schreibt, damit seine Leser an Jesus als den Christus glauben und ewiges Leben haben. In dieser wichtigen Absichtserklärung sagt Johannes nichts über Buße, so wie es auch konsistent durch sein Evangelium beibehalten wird. Allerdings verwendet er 98 mal das Wort glauben, beinahe die Hälfte davon als Bedingung für die Errettung. Neben den bereits erwähnten Passagen sind hier noch ein paar wesentliche Beispiele, die zeigen, dass Glaube hinreichend für die Errettung ist.

  • Johannes 5:38-40. Den Juden, die versuchen, Jesus zu töten, wird nicht gesagt, sie sollten sich von dieser Sünde abkehren, sondern sie sollen zu Ihm kommen und glauben, was sicherlich ein Umdenken und daraus resultierendes neues Verhalten impliziert.
  • Johannes 6:28-29. Als die Juden Jesus fragen, welche "Werke" sie tun könnten um Gott zu gefallen, antwortet Jesus, dass es nur ein "Werk" gibt—glauben. Er hätte leicht sagen können Tut Buße und glaubt, tat es aber nicht.
  • Johannes 8:24. Jesus warnt die Juden, dass sie in ihren Sünden sterben werden, wenn sie nicht glauben, dass Er der Messias ist. Obwohl Er Sünden erwähnt, erwähnt Jesus keine Buße oder Abkehr von ihren Sünden.
  • Johannes 16:8-9. Die Aufgabe des Heiligen Geistes ist, die Welt von Sünde zu überführen, weil die Welt nicht an Jesus glaubt. Die offensichtliche Abhilfe für ihre Überführung von Sünde ist nicht, sich von der Sünde abzukehren, sondern an Jesus als ihren Retter von der Sünde zu glauben. Das Problem ist der eigene sündige Zustand, nicht spezifische Sünden.
  • Johannes 20:24-29. In seinem Unglauben muss Thomas sein Denken über Christus ändern. Sowohl Thomas als auch Jesus beschreiben diese Änderung der Ansicht als glauben (Verse 25, 29).

Schlussfolgerung

Johannes war das Wort Buße nicht unbekannt, da er es ein Dutzend Mal im Buch der Offenbarung verwendet. Warum schließt er es dann von seinem explizit evangelistischen Evangelium aus? Während Buße als Änderung des Herzens durch Glauben beschrieben werden kann, wird die Idee von Buße als Abkehr von Sünde niemals explizit bestätigt und noch viel weniger zu einer Bedingung für die Errettung gemacht. Johannes zeigt, dass Glauben an Jesus Christus als den gekreuzigten und auferstandenen Retter zur ewigen Errettung hinreichend ist. Dafür braucht es eine Änderung der Ansicht oder des Denkens über Ihn, was durch glauben zureichend impliziert wird.


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