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   Sündigen echte Christen nicht? - 1 Johannes 3:6,9

Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt. 1 Johannes 3:6
Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde; denn Sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. 1 Johannes 3:9


Manche tun sich mit diesen Versen schwer (und ähnlich mit 5:18 und anderen Versen im ersten Johannesbrief, die in dieser Studie nicht berücksichtigt werden können), weil sie der Erfahrung zu widersprechen scheinen und im Widerspruch stehen zu 1 Johannes 1:8, wo geschrieben steht: “Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.,” und 1:9, wo Christen gesagt wird, dass “wir” unsere Sünden bekennen sollten. Wenn Johannes also die Tatsache, dass Christen sündigen, in Kapitel 1 einführt, wie kann er später sagen, dass Christen nicht sündigen? Eine verkehrte Auslegung dieser Verse hat viele Christen veranlasst, an ihrer Errettung zu zweifeln.

Richtiges Verständnis des Zweckes der Epistel

Es steht außer Frage, dass diese Verse an Christen geschrieben sind. Der Zweck der Epistel ist, die Gemeinschaft der Leser sowohl mit Gott als auch mit den Aposteln zu bestärken, um die Freude der Leser vollkommen zu machen (1:2-3). Die Leser werden in vielerlei Weise als Gläubige angesprochen. Auch Kapitel 3 beginnt mit einer klaren Aussage, dass sie, wie der Autor, Kinder Gottes sind (3:1-3; siehe GraceNotes no. 37, “Die Auslegung des 1. Briefs des Johannes”).

Richtiges Verständnis von Schlüsselbegriffen

Es hilft, sorgfältig einige Wörter zu betrachten, die Johannes verwendet. In Vers 6 sagt Johannes nicht “Wer an ihn glaubt der sündigt nicht,” sondern “Wer in ihm bleibt . . .” Dass Johannes glauben und in Ihm bleiben unterscheidet, wird aus Johannes 8:31 klar, wo er schreibt: “Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: ‘Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger,’” Glauben ist die Bedingung für jeden, der ewig errettet werden will, aber in Ihm bleiben ist eine Bedingung für jeden, der ein Jünger Jesu Christi sein will. Diese beiden Dinge sind nicht dasselbe. Zu glauben heißt, von etwas überzeugt zu sein, zu bleiben bedeutet, zu verharren oder fortdauern (in einem Bereich). Der Bereich, in dem Johannes möchte, dass sie bleiben, wird in seiner Absichtserklärung als Gemeinschaft mit Gott durch Jesus Christus erläutert (1:3; siehe auch 1:6-7). Seine Mahnung an seine Leser, die er liebevoll “Kinder,” nennt, ist “in ihm (Jesus) zu bleiben”. Johannes hat also Christen im Sinne, die in Gemeinschaft mit Jesus Christus verharren—diese Christen sündigen nicht.

Wir müssen außerdem sorgfältig die beiden Verben definieren, die als negative Konsequenzen in Vers 6 genannt werden: “nicht gesehen und nicht erkannt.” Obwohl diese Verben von Johannes manchmal in Bezug auf die Errettung verwendet werden (John 3:36; 4:42; 6:69; 8:28; 10:38), werden sie von ihm auch manchmal verwendet, um eine tiefere Erfahrung einer vertrauteren Kenntnis des Retters zu beschreiben. Die meisten Lexika verstehen, dass “sehen” (horao) sich auf jemandes Wahrnehmung und Erfahrung von etwas beziehen kann, besonders in den Schriften des Johannes (vergl. Johannes 6:36; 12:45; 14:9; 15:24; 3 Johannes 11). Außerdem verwendet Johannes manchmal “erkennen” (ginosko), um persönliche Bekanntschaft, Vertrautheit oder Gemeinschaft zu beschreiben (Johannes 14:7, 9; 17:3). Wir finden in Vers 6, dass sowohl sehen als auch erkennen eine tiefere Bekanntschaft mit Jesus Christus beschreiben. Es sind Worte, die gut geeignet für Johannes Zielstellung in 1 Johannes sind—Gemeinschaft mit Gott.

Vereinfacht gesprochen sagt Johannes, dass diejenigen, die in Gemeinschaft mit Jesus Christus verbleiben, nicht sündigen. Diejenigen, die sündigen, haben nicht die vertraute Erfahrung mit dem Herren, die für alle Gläubigen bereitsteht.

Richtiges Verständnis der Gegenwartsform

Manche behaupten, dass, weil die Verben sündigen (hamartano) und poieo (tun, begehen, praktizieren in Verbindung mit dem Nomen Sünde in Vers 9) in der Gegenwartsform stehen, dies die Bedeutung von weiterhin sündigen oder fortfahren, Sünde zu praktizieren habe. Mit anderen Worten sagen sie, dass Johannes nicht über gelegentliche Sünde oder Sünde in einem absoluten Sinne spricht, sondern über gewohnheitsmäßige, wiederholte Sünde (sich wiederholdende Handlung). Manche Bibelübersetzungen geben diese Interpretation in Vers 6 und/oder Vers 9 wieder (z.B. HFA, NLB, NeÜ). Allerdings würde die Gegenwartsform, um eine gewohnheitsmäßig Handlung zu beschreiben, zusätzliche Wörter benötigen, die die wiederholte Handlung klar zum Ausdruck bringen. In der Gegenwartsform selbst gibt es keine innewohnende Bedeutung, die eine fortgesetzte oder wiederholte Handlung verlangt, und von den Lesern des Johannes sollte man nicht erwarten, eine so subtile Verwendung der Gegenwartsform zu verstehen. Eine Verwendung der Gegenwartsform im Sinne einer gewohnheitsmäßigen Handlung in 1:8 und 5:16 wäre inkonsistent mit ihrer Verwendung in 3:9. (Außerdem versuche man einmal, einer fortgesetzten Handlung in einem Vers wie Johannes 6:33 Sinn abzugewinnen—“Denn das Brot Gottes ist derjenige, der aus dem Himmel herabkommt und der Welt Leben gibt . . .”) Offensichtlich ist die Fehlübersetzung der Gegenwartsform theologisch durch diejenigen abgeleitet und zugewiesen, die lehren, dass diejenigen, die wirklich errettet sind, nicht in Sünde beharren werden.

Es gibt außerdem noch weitere Probleme. Welche Sünden wären als gewohnheitsmäßig qualifiziert— Zorn, Stolz, Gier oder nicht zu beten? Und wann sollte eine Sünde als gewohnheitsmäßig gelten— wenn sie einmal pro Tag, einmal pro Woche, einmal pro Monat oder einmal pro Jahr begangen wird?

Die Verwendung der Gegenwartsform für das Verb sündigen in der absoluten Bedeutung, nicht in der gewohnheitsmäßigen Bedeutung, ist sinnvoll, wenn wir verstehen, was Johannes über die neue Natur sagt.

Richtiges Verständnis der neuen Natur

In 3:5 sagt Johannes, dass Jesus Christus kam, um unsere Sünden wegzunehmen “und in ihm ist keine Sünde.” Vers 6 sagt dann, dass Christen, wenn sie in Jesus bleiben, nicht sündigen—es ist unmöglich zu sündigen, weil in Ihm keine Sünde ist. Wenn Gläubige in dem sündenlosen Christus bleiben, sagt Vers 9, dass sie nicht sündigen können. Gemeinschaft mit Ihm führt nie zu Sünde!

Vers 9 drückt diese Wahrheit mit Begriffen der neuen Natur aus, die der Christ in der Erneuerung empfängt. Gottes "Same" im Gläubigen bezieht sich auf neues Leben, das dem Gläubigen eine neue Natur gibt. Ein sündenloser Vater zeugt sündenlose Kinder. Die neue Natur des Gläubigen von Gott drückt sich niemals durch Sündigen aus, daher sind diejenigen Gläubigen, die sündigen, nicht in Gemeinschaft mit Jesus Christus oder bleiben in Ihm. (Der Apostel Paulus schrieb in Passagen wie Römer 7:14-25 und Galater 2:20 auch über das Sichtbarwerden der alten und neuen Natur des Gläubigen.) Bei diesem Verständnis der neuen Natur gibt es keine Notwendigkeit, die Gegenwartsform in Vers 9 als gewohnheitsmäßig zu übersetzen, um mit 1:8 übereinzustimmen. In 1:8 spricht Johannes vom Christen in seiner allgemeinen Erfahrung, aber in 3:9 spricht er vom Christen, der durch seine neue Natur sichtbar wird, genauso wie er in 3:6 vom Christen als jemandem spricht, der in Christus bleibt.

Schlussfolgerung

Echte Christen sündigen, manchmal auch schwerwiegend und wiederholt. Wir wissen dies aus Erfahrung und aus dem Zeugnis der Schrift. Aber wenn der Christ in Gemeinschaft mit Jesus Christus bleibt, ist es unmöglich zu sündigen, weil es in diesem Bereich—in Christus selbst, keine Sünde gibt. Jesus kam, um die Sünde der Welt hinwegznehmen. Er tat dies vorsorglich als Er für die Sünde am Kreuz starb, und er tut es hinsichtlich der Erfahrung für alle Gläubigen, die in Ihm bleiben. Ohne dieses Verständnis werden manche Christen ihre Errettung anzweifeln, weil sie wissen, dass sie sündigen. Gottes Gnade bietet uns nicht nur einen Weg, die Sünde zu meiden (3:6, 9) sondern auch eine Abhilfe wenn wir sündigen (1:9).


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