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   Der Jünger und der geistliche Christ



Was ist Gottes Wunsch für diejenigen, die aus Gnade durch Glauben an Christus gerettet sind? In den Evangelien ist sein Wunsch, dass sie Jünger Jesu Christi auf dem Weg zur Christusähnlichkeit werden. Aber in den Episteln, in denen die Worte Jünger und Jüngerschaft nicht verwendet werden, finden wir eine andere Perspektive hinsichtlich Gottes Wunsch für Gläubige. Die Autoren der Epistel, insbesondere der Apostel Paulus in 1. Korinther 2:6-3:4, verwenden verschiedene Begriffe, um den geistlichen Zustand der Menschen zu beschreiben. Diese Begriffe sind hilfreiche Kategorien, jedoch nicht immer klar dargestellt.

Der Jünger in den Evangelien und in der Apostelgeschichte

Ein Jünger ist ein Anhänger oder Lerner, der wie sein Meister oder Lehrer sein möchte (Matt. 10:25a). In den Evangelien bezieht sich Jünger vorwiegend auf diejenigen, die Jesu Nachfolger auf einem Weg tieferen Engagements sind, aber es wird einmal auch für Nicht-Gläubige verwendet (Johannes 6:60-66). In der Apostelgeschichte werden alle Christen Jünger genannt, da die Apostelgeschichte über gehorsame Christen berichtet, die Jesu Gebot „macht zu Jüngern alle Völker“ erfüllen (Matt. 28:18-20; Apg 1:8). Engagierte und reifende Christen sind in der Apostelgeschichte die Norm, weshalb die Ausnahmen extra erwähnt werden (Apg 5:1-11; 8:9-24).

Der fehlende Jünger in den Episteln

In den Episteln werden die Begriffe Jünger und Jüngerschaft nicht erwähnt. Stattdessen sehen wir die Ermahnung, den Apostel Paulus nachzuahmen, der Christus nachahmt (1 Kor. 11:1). Als Ausleger der Lehren Jesu entschieden die Autoren der Epistel, die Charaktereigenschaften verschiedener Typen von Menschen zu beschreiben, was implizit Jünger mit einschließt. Das Ziel Jesu und der Autoren der Epistel ist dasselbe: Christusähnlichkeit. Die Epistel unterscheiden sich allerdings darin, dass heutige Gläubige die Kraft des ihnen innewohnenden Heiligen Geistes haben, der ihnen zu Pfingsten geschenkt wurde (Apg 2:1-4; 1 Kor. 6:19).

Vier Typen von Menschen in den Episteln

Ohne die Worte Jünger oder Jüngerschaft zu verwenden, beschreiben die Epistel stattdessen verschiedene geistliche Zustände von Menschen, die als Jünger betrachtet werden können.

Der natürliche Mensch. Dieser Typ Mensch wird in 1 Korinther 2:14 beschrieben: “Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss.” Diese Menschen sind uneinsichtig. Sie mögen die Tatsachen der Botschaft des Evangeliums verstehen, halten es aber für Torheit. Sie können seine geistlichen Konsequenzen nicht erkennen und nehmen sie nicht an. Ein Beispiel sind die Anführer der Juden, die Jesu Lehren kannten, aber nicht im Glauben annahmen (Johannes 5:29-30; 8:43).

Der geistliche Mensch. Der Apostel Paulus vergleicht den natürlichen Menschen mit Gottes Idealvorstellung für jeden Gläubigen: geistlich zu sein, „Der geistliche [Mensch] dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt; denn ‘wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn belehre?‘] Wir aber haben den Sinn des Christus." (1 Kor. 2:15-16). Hinweise im Kontext helfen dabei, geistliche Menschen zu definieren. Sie werden als Gereifte bezeichnet (1 Kor. 2:6), die die Tiefen Gottes verstehen, wie sie Ihnen durch den Geist Gottes gelehrt werden, wodurch sie die Fähigkeit erhalten, geistliche Wahrheiten zu bewerten und zu unterscheiden (1 Kor. 2:7-13). Eine andere Art und Weise dies auszudrücken ist, dass sie den „Sinn des Christus“ haben (Vers 16). Anders als der natürliche Mensch begrüßt der geistliche Mensch die Dinge Gottes und nimmt sie an. Diejenigen die geistlich sind, können nicht von denen gerichtet werden, die es nicht sind, da den letzteren die geistliche Urteilskraft fehlt. Paulus vergleicht den geistlichen Menschen direkt mit dem natürlichen Menschen, um Gottes Idealvorstellung für jeden Gläubigen zu betonen.

Weitere Erkenntnisse sind in anderen Episteln zu finden. Römer 8:5-6 beschreibt den geistlichen Menschen als jemanden, der seinen Sinn auf die Dinge des Geistes gerichtet hat und daher geistlich gesinnt ist. Die Ermahnungen „Wandelt im Geist“ (Gal. 5:16) und „werdet voll Geistes“ (Eph. 5:18) spiegeln zweifellos Gottes Ziel und die Mittel wieder, ein geistlicher Mensch zu werden. Diese Textstellen vergleichen geistliche und weltliche Ausrichtungen.

Geistlichkeit wird nicht durch äußerliche Handlungen erzeugt sondern im äußerlichen Verhalten demonstriert, das durch Hingabe an den Geist hervorgerufen wird.

Geistliche Christen sind in einer Klasse Gläubiger, die auch als „Gereifte“ beschrieben werden (1 Kor. 2:6; 14:20; Phil. 3:15; Heb. 5:14; vom Griechischen teleios, das manchmal als perfekt, vollkommen übersetzt wird). Während Gereift vom Zustand eines Gläubigen spricht sollten wir verstehen, dass Reifung ein zeitlicher Prozess der Erfahrung ist, während dessen der gläubige Christ geistlich sein kann oder nicht. Als Vergleich kann der Prozess des menschlichen Wachstums von einem unreifen Kind zu jemandem, der als gereift bezeichnet werden kann, dienen. Neben geistlichem Urteilsvermögen und Verständnis für die tieferen Dinge Gottes wird der geistliche Mensch die Frucht des Geistes zeigen (Gal. 5:22-23). Ein gutes Beispiel eines gereiften, geistlichen Menschen ist der Apostel Paulus selbst.

Der fleischliche Mensch. Nachdem er den ungläubigen natürlichen Menschen mit dem gläubigen, gereiften, geistlichen Menschen verglichen hat, spricht Paulus eine weitere Klasse Gläubiger an, die er fleischlich nennt (sarkikos, fleischlich, weltlich—im Kontrast zu gottesfürchtig): “Und ich, meine Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu geistlichen, sondern als zu fleischlichen [Menschen], als zu Unmündigen in Christus.  Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie nicht vertragen, ja ihr könnt sie auch jetzt noch nicht vertragen,  denn ihr seid noch fleischlich. Solange nämlich Eifersucht und Streit und Zwietracht unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? Denn wenn einer sagt: Ich gehöre zu Paulus! der andere aber: Ich zu Apollos! — seid ihr da nicht fleischlich?” (1 Kor. 3:1-4).

Paulus muss zu diesen fleischlichen Gläubigen wie zu Kleinkindern sprechen (“Unmündigen in Christus”). Er charakterisiert sie als unwillig und daher unfähig, die tieferen Lehren von Gottes Wahrheit, die „feste Speise“ genannt werden, zu verstehen. Andere Eigenschaften sind Eifersucht, Streit und Zwietracht, welche die Wurzel des Problems in der Kirche von Korinth sind. Eine ähnliche Beschreibung in Hebräer 5:12-13 beschreibt die Leser, die ihr geistliches Wachstum vernachlässigten, sodass sie wie unmündige Babys sind, die „unerfahren im Wort der Gerechtigkeit“ sind. Galater beschreibt diejenigen, die gemäß dem Fleisch wandeln als solche, die dem Geist widerstreben und dieselben Sünden begehen wie Ungläubige (Gal. 5:17-21; Siehe GraceNotes no. 96, " Die Sündenregister in 1 Korinther 6:9-11, Galater 5:19-21, und Epheser 5:3-5 verstehen")

Dieser Zustand gefällt Gott nicht. Die Fleischlichkeit des Gläubigen ist eine Folge seiner geistlichen Nachlässigkeit und Liebe zur Welt und zu sich selbst. Ein Beispiel fleischlicher Gläubiger ist die Kirche von Korinth. Wir erkennen auch, dass auch ein reifender Christ fleischlich handeln kann, wie beispielsweise der Apostel Paulus und Barnabas (Matt. 16:22-23; Gal. 2:11-13).

Der neugeborene Mensch. Paulus (und Petrus) erkennt noch eine weitere Kategorie von Christen, diejenigen, die neu in Gottes Familien hineingeboren sind. Er nennt sie „Unmündige in Christus“ (1 Kor. 3:1), die nur Babynahrung oder die „Milch“ des Wortes vertragen können (Heb. 5:12-13; 1 Petrus 2:2). Diese Gruppe wird nicht für ihren Mangel an Reife oder geistlichen Unterscheidungsvermögens gerügt, sofern sie nicht aufhören zu wachsen und im Zustand des Kleinkindes verbleiben.

Schlussfolgerung

Während die Evangelien uns zeigen, dass ein Jünger Jesu ein engagierter Nachfolger auf einer geistlichen Reise ist, zeigen uns die Epistel, dass es innerhalb dieser Kategorie verschiedene Typen von Christen gibt, neugeborene, fleischliche, gereifte und geistliche. Gottes Idealvorstellung und normale Erwartung für den neugeborenen Gläubigen ist zu wachsen, um geistlich und dem Heiligen Geist ergeben zu sein, indem er bis zu diesem Punkt auf seiner geistlichen Reise reift. Auf andere Weise kann Gottes Idealvorstellung beschrieben werden als voll Geistes zu sein, an Christus angeglichen mit dem Sinn Christi. Genauso wie wir aus Gnade errettet sind werden wir auch geistlich reif durch die gnädige Macht und den Segen Gottes (Röm. 5:1-2; Titus 2:11-14; 2 Petrus 1:2-8; 3:18). Nachdem ein Mensch an Christus als Retter glaubt müssen wir ihn nicht nur auffordern, ein Jünger zu werden, sondern ein geistlicher Jünger zu werden, der voll des Heiligen Geistes ist und im Heiligen Geist wandelt. In Anbetracht der Unmündigkeit und Fleischlichkeit vieler heutiger Christen sollten wir Gottes Wunsch betonen, dass alle in Gnade zu reifen, geistlichen Menschen heranwachsen, die wie Christus sind.


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